Aktienkurse folgen den EMotionen aus sozialen Medien
Spätestens seit 2013 wissen wir, dass Affen bessere Aktienprognosen erstellen als Investment-Profis. Die zugegebenermaßen etwas polemisch formulierte Aussage lässt sich natürlich nicht darauf zurückführen, dass Menschen weniger intelligent sind als Affen. Jedoch sind Menschen anfälliger für Fehleinschätzungen und Selbsttäuschungen. Diese Nachteile weisen Algorithmen bekanntermaßen nicht auf. Wichtiger jedoch ist, dass maschinelle Lernverfahren in immer kürzeren Abständen neue Meilensteine erreichen (Deep Blue, Watson, Siri, AlphaGo, Waymo, Pluribus, …). So sind Begriffe wie maschinelles Lernen, künstliche Intelligenz und Deep Learning inzwischen in aller Munde.
Doch auf welche Daten sollen maschinelle Lernverfahren zurückgreifen? Kann der Kursverlauf in der Vergangenheit Aussagen über den Kursverlauf in der Zukunft tätigen? Sind ggf. weitere Informationen notwendig? Hier gab die inzwischen berühmte Arbeit von Bollen et al., Twitter mood predicts the stock market, 2010 die Antwort: Innerhalb des maschinellen Lernverfahrens übernehmen die Stimmungen aus den Twitternachrichten die psychologische Komponente der Aktienkursentwicklung. So konnte das tägliche Steigen und Fallen des Dow Jones Industrial Average mit einer Genauigkeit von 86.7% vorhergesagt werden. Bei exemplarisch ausgewählten Aktien betrug die Vorhersagegenauigkeit bei Bujari et al., On Using Cashtags to Predict Companies Stock Trends, 2017 zwischen 62% und 82%.
Solche Modelle (und die modernisierten Varianten) finden Anwendung innerhalb von Forschungsgruppen, Investmentbanken und Hedgefonds (Wettbewerbsvorteil von Hedgefonds). Dieser Börsenbrief lässt nun erstmals den Privatanleger teilhaben und veröffentlicht regelmäßig die erreichten Ergebnisse je Kalenderwoche (Kw). So bedeutet z.B. auf dem unteren Diagramm ein Wert von 0.7 auf der Y-Achse das bei 70% der betrachteten Aktien das Szenario „Aktie steigt“ bzw. „Aktie fällt“ korrekt war. Zur Orientierung: Die Messlatte, die es zu schlagen gilt, liefert bei einer Entscheidung zwischen zwei Zuständen „Aktie steigt“ oder „Aktie fällt“ der faire Münzwurf mit einer Güte von 0.5 bzw 50%.